Die 50 wollte ich eigentlich noch erreichen

Nach fast 50 Jahren hat Edy Schneider den Club «Utopia» an seinen Nachfolger übergeben und hat den wohlverdienten Ruhestand angetreten.

«Die 50 wollte ich eigentlich noch erreichen», sagt Edy Schneider. Corona hat die Pläne des Clubbetreibers aber ziemlich auf den Kopf gestellt. Zuvor noch voller Tatendrang wurde er durch die Pandemie total ausgebremst. Und je länger das Utopia geschlossen bleiben musste, desto mehr gewöhnte sich Edy Schneider an das, was eigentlich erst diesen September hätte anfangen sollen: der Ruhestand. «Nach so langer Ruhephase noch einmal starten, wollte ich dann auch nicht mehr.» Er übergab sein geliebtes Utopia an seinen Nachfolger Marcel Giger weiter. Marcel Giger ist kein Unbekannter im Utopia. Er veranstaltete dort jeweils die Tanznacht40.

Wenige Wochen nach dem Deal schlug das Schicksal zu: Anfangs Juni 2021 erlitt Edy Schneider einen Schlaganfall. «Ich konnte nicht mehr sprechen und nicht mehr schreiben, ich musste wieder laufen lernen und sah nur noch mit einem Auge», erzählt er. Glücklicherweise erholte sich Edy sehr schnell wieder. Heute merkt man ihm kaum an, was vor knapp fünf Monaten geschehen ist. Noch hat er etwas Gleichgewichtsprobleme, das Sprechen ist noch nicht ganz perfekt und der Geschmackssinn ist noch nicht zurück. «Ohne Geschmackssinn fällt mir meine Diät aber viel einfacher», witzelt der 70-Jährige. Seinen Humor und sein positives Denken hat er nicht verloren.

Vom Jugendclub zum Lokal mit Ü30 Parties

Am 11. September 2021 hätte er sein 50-Jähriges im Utopia gehabt. Mit gerade einmal 20 Jahren hat Edy Schneider damals den Utopia-Club übernommen. Dass er das «Uto» fast 50 Jahre lang leiten wird, hätte er damals nie gedacht. Zwei, drei Jahre vielleicht, so damals die Idee. Das Utopia ist Edy Schneider einfach immer mehr ans Herz gewachsen. Aber auch die Jugend. So war Edy Schneider nicht einfach nur Clubbetreiber, er war Anlaufstelle, Problemlöser und Berater für die Jugendlichen. In seinem Jugendclub Alkohol auszuschenken, das hat Edy Schneider immer abgelehnt. «Ich wollte den Jungen beweisen, dass es auch ohne Alkohol geht», sagt Edy Schneider, der selber nie Alkohol trinkt. Das wurde auf Dauer aber zum Problem. «Vor allem ab dem Zeitpunkt, an dem das Jugendhaus begonnen hat, Alkohol auszuschenken», schildert er. So kam er an den Punkt, an dem er sich entscheiden musste. Entweder aufhören oder eine komplette Änderung. Nach 40 Jahren als alkoholfreier Jugendclub wurde das Utopia zum Lokal mit Ü30 und Ü40 Partys. Und Edys Gäste waren plötzlich wieder dieselben, die schon ihre Jugendzeit im Utopia verbrachten. Ein grosses Klassentreffen quasi.
 

Er hätte sich gerne richtig verabschiedet

Mit diesem Konzept hat Edy Schneider das «Uto» nun an seinen Nachfolger übergeben. Die Partys wie «Best of 80s» oder die «Depeche Mode»-Party gehören weiterhin zum Programm. Auch das Personal wurde von Marcel Giger übernommen. Dem Utopia nachtrauern, das tut Edy Schneider nicht. Er geniesst seine Pension. Mehr Zeit zu zweit mit seiner Frau, mehr Zeit für Hobbys. Langweilig wird ihm bestimmt nicht. Trotzdem: Er hätte sich sehr gerne noch offiziell bei seinen Gästen verabschiedet. Dem Club ganz fernbleiben, das wird er aber nicht. Eines seiner Hobbys, das Singen, wird er an den Karaoke-Abenden im
«Uto» weiterhin ausleben. Sarah Künzli

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Utopia-Club Aarau
Frey-Herosé-Strasse 20
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